Winterdienst

In China ist heute der letzte Tag des Jahres. Während hier schon wieder aufgeschoben wird, wird dort noch abgearbeitet. Daher der Vorsprung.


Der Januar ist immer geradezu unanständig lang. So, als sollte man in ihm alles erledigen, was im alten Jahr liegen geblieben ist. Daraus wird natürlich nichts, weil man alles in den Februar verschiebt. Das Jahr ist ja noch lang. Der Februar ist dann aber zu kurz. In China fangen sie darum auch gleich erst morgen mit dem neuen Jahr an. Das Jahr des Büffels endet heute und das Jahr des Tigers beginnt morgen. Ich finde das schlauer, denn mit Deadline arbeitet es sich effizienter als im Voraus. Wie auch immer, ich hatte versucht, in den letzten vier Tagen mein Laufpensum des vergangenen Jahres nachzuholen. Drei Tage lang fühlte ich mich großartig. Aber gestern ist irgendetwas kaputt gegangen. Sprunggelenke, Knie, Oberschenkel und Hüfte tun weh. Solange ich nachts liege, ist alles gut. Aber wenn ich aufspringen muss, um zum rufenden Kinde zu eilen, fürchte ich, dass ich zu Boden gehe und dort zuckend liegen bleibe. Ich werde also in den nächsten Tagen notgedrungen kürzertreten müssen. 

Während mir das alles durch den Kopf geht, türmen sich schon wieder neue Aufgaben in Form von Schneebergen vor mir auf. Mein Sohn hat allerdings gleich nach dem Frühstück wieder mit dem Selbststudium begonnen und ist für Unterbrechungen dieser Tätigkeit im Augenblick nicht empfänglich. In sechs Wochen soll er um diese Uhrzeit schon lange im Kindergarten sein. Lassen wir ihn also noch ein bisschen Schlafanzugzeit genießen. Der Ernst des Lebens beginnt früh genug. 

Papperlapapp! Schließlich haben wir Winterdienst. Man kann nun mal nicht immer, wie man will. Wir fegen und schaufeln den Hof. Es schneit und schneit. Als wir hinten fertig sind, sieht es vorne wieder genauso aus, wie am Anfang. Eine Sisyphusarbeit. Sinnlos! Das Kind hatte recht. Wir gehen wieder ins Haus und machen Eierkuchen. Dafür werden alle verfügbaren Rhythmuseier in die Rührschüssel geschlagen. Die Prinzessin muss mit dem Schneebesen rühren. Allerdings nur die Handpuppe. Die richtige Prinzessin ist wieder bei ihrer Arbeit und hat uns schon gestern eine schmackhafte Suppe eingebrockt. Wir löffeln sie mit Behagen aus und sehen dabei dem Schnee beim Fallen zu. Wenn er damit fertig ist, können wir es ja noch mal mit dem Winterdienst versuchen. 

Veröffentlicht in Elternzeit am 31.01.2022 13:00 Uhr.

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