Segenswünsche

Es sind meistens kleine Ereignisse, die große Veränderungen bewirken. Sie fordern uns heraus, aber wir müssen uns nicht vor ihnen fürchten. 


Wahrscheinlich kommt es gar nicht so selten vor, dass Briefträger von Krokodilen gefressen werden. Von Problemen mit Hunden hat man ja schon öfter gehört. Jedenfalls kann man sich jetzt in der offiziellen App der Deutschen Post anzeigen lassen, wenn ein Brief zu einem unterwegs ist. Dann kann man sich den Brief nämlich selbst von der Post abholen, wenn der Briefträger, warum auch immer, nicht mehr kommen kann. Vielleicht gilt  die Briefzustellung auch bald als Komfortleistung, die man als Empfänger dazu buchen muss. Standard ist dann die Selbstabholung. Auch die Post muss eben kreativ sein und sich Gedanken machen. Immer nur das Porto erhöhen stößt irgendwann an seine Grenzen. Ja, doch, diesmal bin ich es wirklich selbst. Ich diktiere nur mit verstellter Stimme. Das wurde notwendig, um alle Spuren zu verwischen, die ich diese Woche im Netz hinterlassen habe. Denn wenn Putin und Xi die Welt unter sich aufgeteilt haben, ist es erst einmal wieder besser, den Kopf einzuziehen. Dass das passiert, ist nicht so unwahrscheinlich, wie von Krokodilen gefressene Briefträger. Schließlich hat Amerika mit sich selbst zu tun und dem Rest des Westens geht es auch nicht besser. 

Meine Urgroßmutter Auguste erlebte im Deutschen Kaiserreich Kindheit und Jugend und heiratete in der Weimarer Republik. Ihre Kinder wuchsen unter der Hitler-Diktatur heran und die älteste Tochter brachte in dieser Zeit  ihre beiden Kinder zur Welt. Deren jüngstes wurde mein Vater. Rentnerin wurde Auguste in der Deutschen Demokratischen Republik. Als sie 1990 als Bürgerin der Bundesrepublik Deutschland starb, gab es die DDR nicht mehr. Wer in jenem Jahr geboren wurde, dem mag es heute als jungem Erwachsenen so vorkommen, als sei die Welt, in der wir leben mehr oder weniger stabil. Auguste erlebte mit 36 Jahren schon den zweiten Wechsel des politischen Systems und mit Mitte vierzig schon den zweiten Krieg. 

Ich werde wohl erleben, in welche Welt unser Sohn hineinwächst und welchen Platz er darin einnimmt. Heute ist er zum zweiten Mal alleine nach dem Mittagsschlaf aufgestanden und zu mir ins Wohnzimmer gekommen. Er ist jetzt also schon ein großer Junge. Möge er weiterhin so mutig seine Welt erkunden und sich irgendwann so gut darin auskennen, wie in unserer Wohnung. Mögen seine Unternehmungen weiterhin erfolgreich sein und sein Wirken reiche Früchte tragen. Ich wünsche es ihm sehr. 

Veröffentlicht in Elternzeit, Weltgeschichte am 04.02.2022 13:15 Uhr.

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