Der freundliche Opa

Soll man immer das sagen, was die anderen von einem hören wollen oder gerade nicht? Was ich meinem Kind geraten habe und Olaf Scholz raten würde. 


Schulz war bei Biden. Gelesen ist das ein Satz wie jeder andere. Aber wenn man ihn hört, vermittelt er doch einen starken Eindruck von Vollständigkeit. Leider trügt der Eindruck, denn Scholz war nur bei einem und er hat die Worte nicht gesagt, auf die alle gewartet haben. Er hätte nur „Nord Stream zwei“ sagen müssen. Hat er aber nicht und jetzt sind die Amerikaner verwirrt. Was ist bloß los mit diesem Scholz? Das fragen sich die Amerikaner nun zu Recht. Man muss aber auch Scholz verstehen. Der sagt sich: warum soll ich etwas sagen, das sowieso alle wissen? Es gibt Wichtigeres! Aber das will natürlich wieder keiner hören. Nur Nord Stream zwei, Nord Stream zwei, Nord Stream zwei. So. Wir kennen das von unserem Kind. Er erzählt und erzählt den ganzen Tag, aber wenn man ihn was fragt, wird er stumm wie ein Fisch und grinst nur irgendwie schlumpfig herum. Meine Frau fragt ihn zum Beispiel jeden Tag, was es zum Mittag gab. Sie bekommt nie eine Antwort. Wahrscheinlich denkt er, sie weiß es doch ganz genau. Schließlich hat sie es ja gekocht!

Er wird er vermutlich auch nicht erzählen, dass wir heute Vormittag in der Apotheke waren, obwohl sie das nun wirklich nicht wissen kann. Wir wollen nämlich alle drei in den Kindergarten und obwohl gewissermaßen dreimal geduscht müssen wir Erwachsenen doch nochmal kurz vorher Hände waschen. Sei's drum! Ist ja auch irgendwie richtig. Auch nach dreimal duschen kann man sich schließlich die Hände wieder schmutzig machen. Als wir dann wieder nach Hause kamen, mussten wir einem Auto ausweichen. Leider blieb es mitten im Weg stehen und kurbelte schön langsam seine Scheibe herunter. Ein freundlicher Opa schaute heraus und begann eine Konversation. Er sollte sagen, wer er sei. Der Junge biß seine Lippen zusammen und schwieg.  

Darf ein fremder Opa, freundlich oder nicht, solche Auskünfte überhaupt einholen? Diese Frage dürfte unserem Sohn durch den Kopf gegangen sein. Ich riet ihm zunächst, er solle doch einfach zurückfragen. Andererseits denke ich jetzt, wenn er sich mal verirrt und schon mal auf freundliche Menschen trifft, ist es vielleicht ganz nützlich wenn er sagen kann, wer er ist und wo er herkommt. Also rate ich jetzt Olaf Scholz, sich nicht länger so anzustellen und einfach mal zu sagen, was man von ihm hören will. Wird schon nicht wehtun. 

Veröffentlicht in Elternzeit, Weltgeschichte am 09.02.2022 13:10 Uhr.

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