Baum_Sonne

Nachrichten vom liedersaenger

Was passiert

Warum der Weltfrieden als größter Traum der Menschheit noch nicht Wirklichkeit ist


Eigentlich hätten die Schnürsenkel der Winterschuhe schon zum Ende des vergangenen Winters reißen müssen. Unerklärlicher Weise halten sie aber immer noch. Das kann nur damit zusammenhängen, dass ich es noch nicht wirklich eilig hatte. Zweifellos gehen sie genau dann kaputt, wenn ich mal wieder zur Bahn muss und ein bisschen spät dran bin. Getreu dem Sprichwort: „Spare in der Not, da hast du Zeit dazu!“, könnte ich sie immer noch rechtzeitig auswechseln. Aber das wäre zu einfach, und Einfachheit passt nun mal nicht in eine Welt, die immer komplizierter wird. Also warte ich eben ab, was passiert und rede in der Zwischenzeit unaufhörlich darüber, dass der Schnürsenkel bald reißen wird. 

Heute ist allerdings keine Eile geboten, weshalb der Schnürsenkel folgerichtig ganz bleibt. Wir müssen nur in die Stadt, um im dritten Anlauf eine Geburtstagskarte zu kaufen. In der Altstadt ist unser Kind bekannt wie ein bunter Hund. Er schlendert durch die Schloßstraße und ich trotte mit dem Kinderwagen hinterher. Eine Frau spricht ihn an, stellt sich als Oma der großen Mädchen vor und die beiden reden eine Weile über dies und das. Das heißt, die Frau redet über dies und das und mein Sohn schweigt. Ich stehe mit meinem Kinderwagen in der Gegend herum, lächele dümmlich und schweige auch. Dann können wir weitergehen und ich kaufe die Karte. Wenn man jemandem etwas sehr Teures schenken will, ist eine Geburtstagskarte heutzutage die richtige Wahl. Aber wer weiß, vielleicht klappt sie ja beim Öffnen in einen Kleinwagen um oder besser noch, sie enthält  einen dienstbaren Geist, der einem drei Wünsche erfüllt. Dann könnte man sich den Kleinwagen wünschen, ein Grundeinkommen und obendrauf noch den Weltfrieden. 

Ach ja, der Weltfrieden. Es ist doch verrückt, womit der schon alles erfunden werden sollte. Erst mit Dynamit. Dann mit der Atombombe und zum Schluss mit der bemannten Raumfahrt. Warum klappt es denn nur nicht? Das Kind besteht jetzt darauf, den Kinderwagen alleine nach Hause zu schieben. Mit einem Freudenschrei lässt er ihn dann den Berg hinab sausen. Ich renne hinterher, kann aber nicht mehr verhindern, dass die Kutsche in der dreißiger Zone geblitzt wird. Aber was soll’s? Shit happens. 

Veröffentlicht in Elternzeit, Weltgeschichte am 24.02.2022 12:45 Uhr.

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copyright: liedersaenger

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