Was man mit dem Lexikon noch alles anfangen kann

Bücher kann man nicht genug haben und sie sind nicht nur zum Lesen da. 


Mein Verhältnis zu Büchern ist über lange Zeit gewachsen. Eines der ersten, an das ich mich erinnere handelte von einem unglaublich dicken Mann, mit dem Namen Krachbumtus. Ich konnte mir nicht erklären, wie man so dick werden konnte. Meine Mutter sagte, der Mann wäre nicht mehr aufs Klo gegangen. Dann hatte ich noch „Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt“. Das war ungefähr mein Buchbestand, als Simone zum ersten Mal zu mir nach Hause kam. In meinem Zeugnis stand, ich sei sehr belesen. Simone musste sehr lachen. Damit mir so etwas nicht noch mal passiert, kam ich mit Brockhaus ins Geschäft. Während ich jeweils einen Band drei Monate lang abbezahlte, bekam ich ein fünfbändiges Paperbacklexikon von Brockhaus.  Das sah schon eher nach „belesen“ aus.  

Im Kindergarten werde ich heute fröhlich von den anderen Kindern begrüßt, die gleich mit mir spielen wollen. Statt still beobachtend auf meinem Stühlchen zu sitzen, muss ich so tun, als ob ich Essen koste, das mir gebracht wird und Puppen anziehen. Die Kinder lachen über den lustigen Onkel. Dann feiern wir Geburtstag. Ein Kind ist am Dienstag zwei geworden, aber weil Fasching war, wird heute nochmal nachgefeiert. Es gibt Kuchen, Würstchen und Riesenerdbeeren. Anschließend wird zum Tanz aufgespielt. Zuerst kommen viele verschiedene Tiere zur Party. Dann werden dem Papa die Turnschuhe angezogen, sein Sessel und der Fernseher werden versteckt und er soll auf dem Fahrrad festgebunden werden. 

Mein Sohn hält vom Tanzen heute nichts. Er nutzt seine Chance, jedes Spielzeug haben zu können und zieht sich damit an den Rand des Geschehens zurück. Draußen bleibt der Fuhrpark heute geschlossen, weil es schon so spät ist. Die Kinder sollen rutschen. Trotz strengen Verbots rutschen sie auf dem Bauch mit dem Kopf voran. Meiner will die Rutsche runterlaufen. Das kann er ja machen, wenn ich nicht mehr dabei bin. Wieder zu Hause vertreibt sich das Kind die Zeit bis zum Mittagessen mit seinen Büchern. Er kann jetzt schon einige Regalmeter vorweisen, weil er ausgelesene Exemplare von seinen Cousins und Cousinen vermacht bekommt. Meine Geschichte mit Brockhaus ging so weiter, dass ich irgendwann alle 30 Bände bezahlt hatte. Seit es Wikipedia gibt, habe ich keinen Band mehr in die Hand genommen. Mein Sohn zeigt mir mit seiner Lexikonreihe, was man noch alles damit anfangen kann: Zum Beispiel einen Kippelturm bauen. Und noch besser: den Kippelturm zusammenkrachen lassen. 

Veröffentlicht in Elternzeit, Kindergarten am 03.03.2022 12:50 Uhr.

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